Prinzipien und Grundsätze unserer Arbeit

1. Welche Ziele verfolgen wir in unserer pädagogischen Arbeit

  1.     Selbständigkeit
  2.     Handlungsfähigkeit
  3.     Liebesfähigkeit

Definitionen :

Zu 1.a)
Größtmögliche Unabhängigkeit von Erwachsenen.
Kinder erleben ständig Verbot oder Gewährung bzw. Unvermögen ( zu klein, zu unerfahren, zu schwach, zu dumm ). Nur mit einem positiven Selbstwertgefühl haben sie Mut, Unbekanntes zu erproben und Proben zu bestehen.

Zu 1.b )
Denken basiert auf Handeln.
Das Kind erwirbt Wahrnehmungs- und Bewegungsmuster als Grundlage der Handlungsfähig-keit.
In immer differenzierterer Weise entwickelt sich das Zusammenspiel sensomotorischer (steuernder),  motorischer (ausführender) und kognitiver  (planender) Aspekte.

Zu 1.c )
"Nur Lebendigkeit und Freiheit, nicht aber erzieherische Zwänge öffnen die Quelle der echten Liebesfähigkeit." ( Alice Miller )
Die wichtigste Vorbedingung für die Entwicklung der Liebesfähigkeit beim Kind ist, daß es mit Menschen zusammenlebt, die das Leben lieben. Die Atmosphäre, in der sich die Liebe zum Le-ben und zum Lebendigen entwickeln kann, ist ein warmer, liebevoller Kontakt mit anderen Menschen, Freiheit und das Fehlen von Drohungen und eine von echten Interessen geprägte Le-bensgestaltung. 

2. Pädagogische Ansätze

2.1 Religionspädagogischer Ansatz

Als Christen bekennen wir uns dazu, dass Gott der Schöpfer des Lebens ist. Er schenkt jedem einzelnen Menschen die gleiche Würde und gleichzeitig seine individuelle Besonderheit. In der Begegnung mit den biblischen Geschichten sollen die Kinder bei uns deshalb die Erfahrung machen, dass sie von Gott angenommen und geliebt sind. Aufbauend auf dieser persönlichen Erfahrung sollen sie gestärkt werden, auch andere als geliebte Geschöpfe Gottes anzunehmen und in ihrer individuellen Eigenart zu tolerieren.

Jesus sagt: „Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes.“ Dies bedeutet für unser evangelisches Profil, dass Kinder als vollwertige Menschen ernst genommen werden. Es kann demnach nicht nur Aufgabe der Kirchengemeinde sein, Kinder nur zu betreuen, sondern von ihnen zu lernen, was sie den Erwachsenen an Vertrauen, an Offenherzigkeit und Liebe zum Leben voraus haben.

Jesus sagt: „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ In dieser Hoffnung sollen die Kinder im evangelischen Kindergarten durch ihre Vorschulzeit begleitet werden und in ihrem Lebensmut und ihrem Vertrauen auf ihre Mitwelt und Gott bestärkt werden.
 
Glaube wird nicht gelernt, sondern nur in konkreten menschlichen Lebensbezügen erfahren. Wir lassen in unsere Arbeit religionspädagogische Elemente in die ganzheitliche Pädagogik einfließen.
Kinderfragen - und Erfahrungen werden somit auch auf ihre religiöse Dimension betrachtet und bearbeitet.
Die religionspädagogische Arbeit in unserer Einrichtung ergänzt die christliche Erziehung im Elternhaus durch z. B.

  • Mitgestaltung bei Gemeindefesten
  • Mitwirkung bei Familiengottesdiensten
  • Begehung der christlichen Feiertage
  • Kirchen-Raum-Erfahrungen

2.2 Situationsorientierter Ansatz

Zielsetzung:
Grundgedanke des situativen Ansatzes ist das Ideal einer Gesellschaft von selbstbestimmenden und selbstverantwortlich handelnden Menschen, die motiviert und befähigt sind, ihre Kompetenzen (Fähigkeiten und Kenntnisse) in Abstimmung mit den Interessen anderer sowie mit allgemeinen gesellschaftlichen Interessen zu nutzen.

Kennzeichen unserer Arbeit nach dem situativen Ansatz:

  1. Freispiel und Angebote, die wir Erzieher den Kindern machen, sind im Hinblick auf den Wert von Lernerfahrungen gleichbedeutend, d.h. den Kindern wird die Teilnahme an Angeboten  freigestellt.
  2. Die Kinder sollen die Möglichkeit haben, ihre Interessen und Bedürfnisse zu erkennen und ihnen nachzugehen. Wir erarbeiten daher keine festen Wochenpläne sondern orientieren uns an offenen Planungen, die lediglich thematische Schwerpunkte setzen, deren Inhalt die Kinder mitbestimmen.
  3. Die Themen, von denen sich Planungen und Angebote ableiten, orientieren sich stets an der Lebenssituation der Kinder. So werden z.B.. bei der Gestaltung des Tagesablaufs und der Räumlichkeiten die Interessen der Kinder verstärkt berücksichtigt.
  4. Soziales Lernen erfolgt nicht zu bestimmten, bevorzugten Tageszeiten und in geplanten Situationen.

Die Kinder sollen die Erfahrung machen, daß Probleme gelöst werden können, indem man gemeinsam Situationen verändert.
Komplementär zum situativen Ansatz beachten wir die Grundsätze der "kinderzentrierten Kindergartenpädagogik", die nicht nur die soziale Situation der Gruppe in den Mittelpunkt stellt, sondern besonders die Entwicklungsbedürfnisse des einzelnen Kindes berücksichtigt.
Das Kind soll im Kindergarten Raum finden, um sich darzustellen, Zeit, um sich "auszubreiten", andere Kinder, um sich zu verständigen und Erzieherinnen und Erzieher, um sich sicher fühlen zu können. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden bedarf es eines großen Einsatzes unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinsichtlich ihrer Verantwortung der Gruppe, aber auch dem einzelnen Kind gegenüber.

2.3 Psychomotorischer Ansatz

Komplementär zum situativen Ansatz ist vor allem der Psychomotorische Ansatz. Psychomotorik befaßt sich mit dem elementaren Lernen durch Wahrnehmen, Bewegen, Handeln, Sprechen und Spielen.
Unter psychomotorischen Gesichtspunkten findet Lernen statt, wenn Kinder sich betätigen und aktiv werden, wenn Kinder ihren Spiel- und Bewegungsbedürfnissen nachgehen können und sich handelnd die Welt erobern.
Psychomotorisches Lernen findet verstärkt statt, wenn Kinder einerseits viel Bewegungsraum auch im Freien als Herausforderung für vielfältige Körpererfahrung vorfinden und andererseits sich in einer anregenden und interessanten Umwelt in vielfältigem Handeln erproben. Die Psychomotorik ist eine besondere Form von Bewegungserziehung, durch die das Kind Verhaltensmöglichkeiten spielend kennenlernt, die es als elementare Grunderfahrung zur Bewältigung des Lebens braucht.

3. Das einzelne Kind

In der Bundesrepublik werden Kinder in den meisten Kindergärten vom vollendeten dritten Lebensjahr an aufgenommen. Wenn auch der Besuch des Kindergartens durchaus dem Wunsch der Kinder dieses Alters nach Selbständigkeit und dem Zusammensein mit anderen Kindern entspricht, so erfordert doch der Wechsel vom vertrauten familiären Kreis zur großen, noch fremden Kindergartengruppe eine beträchtliche Umstellung, die auch Schwierigkeiten mit sich brin-gen kann. Eine wesentliche Voraussetzung für die erforderliche Selbständigkeit des Kindes ist die Sicherheit, die es durch eine vertrauensvolle Beziehung zu seinen Eltern gefunden hat und die es ihm ermöglicht, sich in der Kindergartengruppe bald wohl zufühlen. In erster Linie ist jedes Kind ein Mensch mit individuellen Eigenheiten und Bedürfnissen. Durch das Leben in der Gemeinschaft erfährt das Kind eine ständige Bereicherung - und gleichzeitig auch Einschränkungen durch alltägliche Regeln - selbst bei einem sehr freizügigen Umfeld. Es gehört zu den Aufgaben der Erzieherinnen, sich dieses Spannungsfeld bewußt zu machen und dem Kind die Zusammenhänge zu erklären und zu verdeutlichen - seiner jeweiligen Altersstufe angemessen.